1.1. Darlegung der Motivation der Erforschung verschiedener Religionen in Indien (Schwerpunkt Tamil Nadu)

“Happy Christmas!“ “Thank you, but you don’t celebrate Christmas?!?“ “No, but your feast are also our feast“.

Kurz vor den Weihnachtsferien wünschte ein hinduistisches Mädchen einer der Verfasserinnen frohe Weihnachten, woraufhin diese fragte, ob sie denn auch Weihnachten feiere. Sie verneinte die Frage und fügte mit einer Selbstverständlichkeit hinzu, dass unsere Feste auch ihre Feste seien.

Seit fünf Monaten leben die Autorinnen dieses Forschungsberichtes in Tamil Nadu, dem südlichsten Staat Indiens. Bei der Freiwilligenarbeit im Kinderheim, in drei Kindergärten und in einem Women’s Centre der TELC (Tamil Evangelical Lutheran Church) sowie dem Zusammensein mit den Menschen hier haben sie sich gut eingelebt. Sie haben festgestellt, dass sich die große Vielfalt Indiens auch in den unterschiedlichen  Religionen widerspiegelt. Egal wo man sich gerade befindet – jede Religion kann wahrgenommen werden, im Hören, Sehen oder Riechen.

Gemeinsam mit ihren Mitmenschen konnten die Verfasserinnen wichtige Feste, wie „Diwali“ im Hinduismus, „Ramadan“ im Islam, „Weihnachten“  im Christentum sowie „Pongal“ als Fest aller drei Religionen miterleben. Diese besonderen Ereignisse haben sie dazu ermutigt, sich mehr mit dem Thema auseinander zusetzen. Schließlich haben sie sich entschieden über die Akzeptanz und Toleranz verschiedener Religionen in Indien, schwerpunktmäßig in Tamil Nadu, zu forschen.

Im Rahmen des Freiwilligendienstes des Weltwärts-Programms ist eine der Aufgaben, einen der Rundbriefe als Forschungsbericht zu gestalten.

Im Laufe der Zeit konnten die beiden jungen Frauen beobachten, dass das Zusammenleben der Tamilen mit ihren verschiedenen Religionen nach Außen hin einen friedlichen Eindruck erweckt, welches vermutlich viel Toleranz erfordert. Diese Toleranz macht sich z.B. daran fest, dass die christlichen Kirchen bereits ab 4:20 Uhr ihre Gottesdienste mit Megafon übertragen, parallel dazu die Muezzine der Moscheen, insbesondere zu Zeiten des Ramadans, Tag und Nacht durch die Stadt klingen und Hinduisten an ihren unzähligen Festen mit Pauke und Feuerwerk durch die Straßen ziehen.

Auf der anderen Seite kann man durch die Medien erfahren, dass verheerende Anschläge auf Christen, ausgehend von einer fundamentalistischen Hindugruppierung, ausgeübt werden. Diese Anschläge ereignen sich allerdings in Orissa, einem von Tamil Nadu nördlich gelegenen Bundesstaat. In diesem Bericht werden die Ereignisse und die Beobachtungen überwiegend in Tamil Nadu fokussiert.